Unsere Ibach-Orgel

Ein Kleinod: die denkmalgeschützte Ibach-Orgel.

Die denkmalgeschützte Orgel der evangelischen Gemeinde Flamersheim wurde im Jahr 1844 durch die Orgelbauwerkstatt Johannes Adolph Ibach & Söhne aus Barmen erbaut. Sie ist die älteste noch spielbare Ibach-Orgel der Welt!
Die einmanualige mechanische Orgel verfügt heute über sechs Register für das Hauptwerk, ein Subbass 16′ -Register für das „angehängte Pedal“ und eine Pedalkoppel.
Die Orgel und die mit Bibelversen verzierte Orgelempore (+Prospekt) bilden eine Einheit. Gestützt wird diese von zwei steinernen Säulen mit korinthischen Kapitellen. Sie stammen von der Burg des Lutter von Quadt, des mutmaßlichen Gründers der evangelischen Gemeinde Flamersheim. Der Spieltisch befindet sich auf der rechten Seite der Orgel.

Die Geschichte unserer Orgel

Irgendwann in den Jahren 1840 bis 1843 hat sich das Presbyterium der evangelischen Gemeinde in Flamersheim entschlossen, eine Orgel zu kaufen und einbauen zu lassen. Die Kirche hatte zu dieser Zeit die Form eines „Betsaales“, war ein schlichter Bau ohne Turm. Dieser wurde erst 36 Jahre nach Kauf der Orgel an das Kirchenschiff angebaut.

Im Jahre 1843 wurden Kostenvoranschläge für eine Orgel mit 6 Registern von den Firmen Ibach und Söhne aus Barmen sowie der Firma Weigle aus Neuwied eingeholt.
Um Kosten zu sparen, sollte der Transport und der Anstrich in Eigenregie vorgenommen werden. Die Angebote in Höhe von ca. „550 Thalern bzw. 590 Thalern“ für eine Orgel „fertig in der Kirche aufgestellt, … ohne Anstrich und Fracht“ waren der Gemeinde Flamersheim jedoch zu teuer. Man bat daher um einen Kostenvoranschlag für eine Orgel mit vier, höchstens fünf Registern.

Das neue Angebot der Firma Ibach und Söhne aus Wuppertal, beschrieb die Orgel u.a. wie folgt:
1. Principal 4’ Wird aus reinem engl. Zinn angefertigt, polirt, mit aufgeworfenen Labien in der Front stehend.
2. Bordun 8’ Die 2 unteren Octaven werden aus Kiefernholz, die Fortsetzung aus 10 löthigem Zinn.
3. Salicional 8’ Die12 untersten Töne aus Kiefernholz, Fortsetzung aus 12 löthigem Zinn
4. Flöte 4’ aus Kiefern und hartem Holz anzufertigen
5. Octave 2’ aus 12 löthigem Zinn anzufertigen
6. Ventil Es wird eingerichtet, dass noch ein 8füßiges Register eingesetzt werden kann.

Claviatur: Die Untertasten aus Ochsenbein, Obertasten von Ebenholz, Tonumfang C bis f3 oder 54 Tasten. Ein angehängtes Pedal von 20 Tasten von Eichenholz anzufertigen.

Dieser Kostenvoranschlag erhielt den Zuschlag und am „fünf und zwanzigsten October 1800 Vierzig Drei“ wurde ein „Contract zur Lieferung einer Orgel für die evangelische Kirche in Flamersheim“ geschlossen.

Für die Gemeinde unterzeichneten das Presbyterium und der damalige Pfarrer Korten.

Die Gemeinde verpflichtete sich, „das Werk mit 4 hundert und Vierzig Thalern, preußisch Courant in guten, tarifmäßigen Münzsorten zu bezahlen“.

Anders als heute ging man bei den Notarkosten fairer miteinander um:
„Der zur Abschließung dieses Contractes gesetzlich erforderliche Stempel soll zu demselben verwendet werden, und sollen die daraus entstehenden Kosten von jedem der beiden contrahierenden Theile zur Hälfte getragen werden.“

Der Transport der Orgelteile von Barmen nach Flamersheim wurde durch die Gemeinde organisiert, der „Anstrich mit dreimaliger Ölfarbe und einmalig Lackfirniß“ von der Firma übernommen. Außerdem verpflichtete sich die Gemeinde während der Aufstellung der Orgel, „Herrn Ibach auf deren Requisitation einen gewöhnlichen Tagelöhner als Handlanger oder Bälgetreter zu stellen, ohne dafür eine Vergütung“ zu nehmen.

Offensichtlich hatte man schon zu damaliger Zeit Zweifel an den Terminzusagen von Handwerkern. Daher wurde in Artikel 10 des Vertrages festgehalten: „Sollte das Werk am ersten Juli 1840 und Vier nicht in der Kirche zu Flamersheim aufgestellt sein, so unterwerfen sich die Herren Ibach für jeden Tag, den die Aufstellung länger dauern möchte, eine Conventionalstrafe von Einem Thaler preußisch Courant“.

Ob diese Konventionalstrafe jemals eingefordert wurde, ist nicht nachweisbar. Belegbar ist jedoch, dass erst am 30. September 1844 durch „Herrn Toepler, Musiklehrer des Schullehrerseminariums zu Brühl“ folgendes Gutachten abgegeben wurde:

A. Technik
„Beim Pfeifenwerk kann zurecht gefordert werden, dass jede Pfeife gehörig befestigt sei. … Auch fällt es nicht gut in die Augen, dass die Diskantpfeifen im Bordun 8’ mit sowenig Nettigkeit gelöthet sind“.

B. Der Ton
„Obgleich die Orgel im ganzen einen guten Ton hat, so ist doch einiges hervorzuheben, welches der Orgelbauer nach Möglichkeit zu verbessern suchen muß. …“

C. Die Stimmung
„Die Orgel muß jedenfalls noch einmal von Grund aus gestimmt werden, denn mit der gegenwärtigen Stimmung kann sich der Unterzeichnete nicht zufrieden erklären.“

Abschließend stellt Herr Toepler fest:

„Die angemerkten Ausstellungen sind der Art, dass sie sich höchstwahrscheinlich alle leicht beseitigen lassen. Der Unterzeichnete hat den dortigen evangelischen Lehrer und Organisten über diese Mängel derart in Kenntnis gesetzt, dass derselbe im Stande ist, später anzugeben, ob der Orgelbauer nachträglich das Nöthige geleistet haben wird. Der Preis von 440 Thlr. ist sehr mäßig.“

Irgendwann in der Zeit zwischen der Jahrhundertwende und der Restaurierung im Jahre 1956 wurde an die Stelle, die im Kostenvoranschlag von 1844 mit „6. Ventil“ bezeichnet worden war, das 8′-Register „Flute d’amour“ eingesetzt.

Nach Beendigung der Umbauarbeiten 1956 sah die Disposition der Orgel folgendermaßen aus:

Prinzipal 4’
Bordun 8’ umgestellt
Flöte 4’ bleibt an alter Stelle
Flute d’amour 8’ bleibt an alter Stelle
Oktave 2’ aus dem Material der Äoline und neuem Zinn
Mixtur 1 1/3’ 3f aus dem Material von Salicional und neuem Zinn

1971 wurde die vorhandene Disposition, die ja nur ein angehängtes Pedal mit 20 Tönen umfasste, um das eigenständige Pedalregister Subbaß 16′ mit 30 Tönen erweitert. Ein neuer Spieltisch wurde eingerichtet und die ursprünglich in Augenhöhe angebrachten Registerzüge direkt über die Tastatur gesetzt.

In den 90er Jahren wurde die Orgel durch regionale Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen. Auch der Neubau des Gemeindesaals im Jahre 2002 ging nicht spurlos an ihr vorüber. So wurde 2005 eine weitere Überholung notwendig. Dabei wurde die Orgel in ihre Einzelteile zerlegt. Es wurden alle Holzteile und die Orgelpfeifen ausgebaut und in der Werkstatt der Orgelbaufirma Willi Peter in Köln von Grund auf gereinigt und saniert.

Die Flamersheimer Orgel besitzt trotz aller Veränderungen, die sie im Laufe der Zeit erlebte, noch 80% originale Pfeifensubstanz und ist damit eines der wenigen noch so original erhaltenen Instrumente der damals bedeutenden Orgelwerkstatt Ibach.